Interview mit dem Vorstand

Dipl.-Phys. Jürgen Valentin

Vorstand Technologie (CTO)

und Vorstandssprecher

Joachim Sorg

Vorstand Administration, Finanzen
und Controlling (CFO)

Marcus Grigat

Vorstand Operations (COO)

 

Die NanoFocus AG konnte das Jahr 2012 mit einer Umsatzsteigerung von 9 % abschließen, auch EBIT und Nettoergebnis konnten gesteigert werden. Sind Sie mit dem Jahr 2012 und dem Ergebnis zufrieden?

Jürgen Valentin: Auf jeden Fall. Die Unternehmenszahlen zeigen, dass wir kontinuierliche, solide Arbeit leisten. Wir haben uns in den letzten beiden Jahren in vielen Bereichen auf ein gutes Niveau bewegt. Das sehen wir vor allem als Ausgangsbasis für unsere weitere Entwicklung. Was man an den reinen Unternehmenszahlen nicht so leicht sieht, sind die großen Projekte mit langen Laufzeiten. Da wir zunehmend im industriellen Produktionssektor Fuß fassen, bewegen wir uns aktuell in Planungszeiträumen, die schon vor 2012 begannen und auch weit über das Jahr 2013 hinausgehen.

 

Joachim Sorg: Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive sind wir zufrieden, mit dem Jahresabschluss können wir gut leben. Es ist aber wichtig, dass man von außen auch die enorme Aufbauarbeit sieht, die wir in den letzten Jahren geleistet haben und die bereits erfolgreich in den Unternehmenszahlen verarbeitet ist. Auch wenn der Standardbereich einen sehr wichtigen Sockel für uns bildet, sind wir heute als klar aufgestelltes Mittelstandsunternehmen im großen Projektgeschäft angekommen. Dies ist planbarer und margenstärker.

 

Was bedeutet das für 2013? Wie macht sich ein Schwerpunkt im Projektgeschäft in der Jahresplanung bemerkbar?

Jürgen Valentin: Die Anfragesituation ist nach wie vor stabil und stellt sich bislang grundsätzlich so dar wie in 2012. Einige größere Projekte sind derzeit noch nicht realisiert und das macht sich natürlich in den schwankenden Quartalsumsätzen bemerkbar. Das wird sich zum Jahresende sicherlich ausgleichen. Unsere technologische Basis ist unverändert stark. Wir haben neue Produkte und kompaktere Sensoren entwickelt sowie neue Anwendungsbereiche erschlossen. Wir sind optimistisch, die neuen Systeme und Sensoren weiterhin auch an unsere Stammkunden zu verkaufen.

 

Marcus Grigat: Das ist ein wichtiger Punkt. Ein Großteil unseres Geschäfts ist Stammkundengeschäft und die Anfrage dieser wichtigen Kunden ist sehr hoch. Allerdings bewegen sich viele dieser Anfragen und Aufträge aufgrund des Projektgeschäfts eben nicht im Standardbereich. Unsere Stammkunden sind langfristige Projektpartner, international agierende Konzerne, und die Abarbeitung dieser Projekte kann sich deshalb über längere Zeiträume erstrecken.

 

Die Arbeit mit internationalen Konzernen bedingt für NanoFocus sehr hohe Anforderungen an Technologie und Projektentwicklung.

Marcus Grigat: Mit Sicherheit, aber das können wir leisten, sonst würden diese Unternehmen ja nicht auf uns setzen. Wir müssen immer einen großen technologischen Vorsprung haben. Das erwarten diese Kunden, denn es sind Konzerne, die selbst kontinuierlich an Innovationen arbeiten. Unsere Partner wie VW, BMW, ThyssenKrupp Steel oder Samsung erwarten technologische Spitzenprodukte, hohe Investitionen in die Entwicklung und einen ausgezeichneten Support. Hier müssen wir das Tempo der Kunden mitgehen. Wir haben uns über die letzten 15 Jahre einen erheblichen Standard erarbeitet und unsere Technologie hat wirklich einen hohen Stellenwert bei den Unternehmen. Wir werden zu Recht als ein sehr zuverlässiges deutsches Hightech-Maschinenbauunternehmen wahrgenommen.

 

Wie hat sich vor diesem Hintergrund die strategische Ausrichtung der NanoFocus AG in 2012 und 2013 entwickelt? Wo sehen Sie sich im wirtschaftlichen Umfeld Deutschland?

Jürgen Valentin: Der direkte Kontakt mit unseren Kunden macht den Standort Deutschland natürlich sehr wichtig für uns, hier agieren wir als ein Innovations- und Expansionspartner. NanoFocus ist schon seit vielen Jahren als solider Zulieferer für qualitätskritische Produktionsbereiche etabliert. So gesehen sind wir unserer grundlegenden Ausrichtung immer treu geblieben. Man muss einfach sehen: Wir haben es mit Hochtechnologie zu tun, wir sind kein »Science Fiction« und wir sind auch nicht von PR- und Spekulationsblasen in irgendwelchen Technologiesektoren abhängig. Wir bedienen in großer Breite die unterschiedlichsten Branchen. Wir haben bestimmte Schwerpunkte, die wir sehr professionell mit Prozesswerkzeugen ausstatten. In jedem dieser Bereiche sind wir federführend und technologisch an der Spitze. Für unsere Kunden haben wir genau die leistungsfähigen Prozessinstrumente, die vor dem Hintergrund der großen Themen wie Energiedebatte und Miniaturisierung immer stärker von den Großkonzernen nachgefragt werden. Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft weiter wachsen werden.

 

Joachim Sorg: Das bedeutet auf jeden Fall ein organisches Wachstum, denn wir entwickeln uns gemeinsam mit unseren Projektpartnern. In vielen Kooperationen sind wir fast so etwas wie die verlängerte Werkbank, der Innovationslieferant der Unternehmen. Die Etats, die in unsere Spitzentechnologie investiert werden, sind die Innovationsbudgets. NanoFocus-Technologie ist für viele Unternehmen das Ticket für Zukunftssicherheit und Technologievorsprung.

 

Ein Bereich, der hier in den letzten beiden Jahren besondere Bedeutung für NanoFocus hatte, ist die Automobilbranche.

Marcus Grigat: Wir haben im Automobilbereich einfach einen guten Kundenstamm. Verschiedene Konzerne wie Volkswagen, BMW und Daimler signalisieren deutlich, dass sie an einem weiteren Ausbau interessiert sind. Die Zahlen sind gut, hier gibt es noch großes Potenzial für uns, das wir in den kommenden Jahren realisieren können.

 

Jürgen Valentin: Ja, was die Automobilgroßkunden anbelangt, geht es für uns vor allem um einen weiteren Ausbau. Wir bekommen Anfragen von anderen Standorten und wir sind auch intensiv in Gesprächen mit anderen internationalen Herstellern. Da kann sich schnell eine Erweiterung unseres Kundenkreises ergeben. Zurzeit haben wir die aktivste Zusammenarbeit natürlich mit VW und BMW. Hier sehen wir seit einigen Jahren, dass unsere Spezialmaschinen, die wir für die Automobilbranche entwickelt haben, besonders stark nachgefragt werden. Von daher ist es natürlich unsere Strategie, diesen Markt weiter zu beliefern und die Aktivitäten auszubauen. Das Know-how, das wir durch diese Speziallösungen erhalten, ist für uns in vielen Fällen auch auf andere Bereiche und Branchen übertragbar. Wir profitieren also in mehrfacher Hinsicht.

 

Marcus Grigat: Man muss sehen, dass wir technologisch nicht an eine bestimmte Branche gebunden sind. Unsere 3D-Oberflächenmesstechnik und unser Wissen von der Charakterisierung technischer Oberflächen sind für sehr viele Branchen lukrativ. Die Bereiche Forensik und Medizin sind ja zum Beispiel seit vielen Jahren sehr wichtige Anwendungsbereiche für NanoFocus-Technologie. Hier haben wir ebenfalls große Entwicklungs- und Wachstumsperspektiven. Dabei hat der Medizinbereich längere Entwicklungszyklen und Testphasen als der Automobilsektor. Hier sind wir in einige interessante Projekte eingebunden, die grundsätzlich zu großen Umsatzträgern für uns werden könnten.

 

Was bedeuten diese Strukturen und Ausrichtungen für Ihre Vertriebsstrategien? Das Thema Vertrieb war ja in den letzten Jahren immer wieder ein Schlüsselthema für NanoFocus.

Jürgen Valentin: Ja, und das ist es noch immer. Gerade aufgrund der Vielschichtigkeit unseres Geschäftsmodells ist der Aufbau von leistungsstarken Strukturen eine Herausforderung. Bei diesem Thema sind wir mittlerweile ein gutes Stück weitergekommen. Wir konnten den Vertrieb personell und qualitativ verstärken und wir wissen genau, wo wir hinwollen. Eine gewisse Konzentration auf unsere lukrativen Spezialmärkte ist wichtig, um unser Wachstum auszubauen. Dazu gehören ein gutes Key-Account-Management und eine detaillierte Branchenexpertise. Diese haben wir unter anderem in unseren drei zurzeit wichtigsten Gebieten Automobilbau, Forensik und Halbleitertechnik. Auch im Medizinsektor sehen wir in den nächsten Jahren unverändert große Geschäftschancen.

 

Hinzu kommt unser Standardbereich. Das sind Messsysteme, die universell einsetzbar sind, vergleichbar mit einem Rasterelektronenmikroskop, wenn auch technologisch viel fortschrittlicher. Hier steht also wirklich das einzelne Produkt im Vordergrund, nicht eine bestimmte Branche oder Anwendung. Für uns bedeutet das klassischen Vertrieb und Lead-Management.

 

Das sind unsere zwei Säulen: zum einen fachliche Konzentration auf Spezialmärkte, die durch Innovationspartnerschaften entwickelt werden, und zum anderen effektives Lead-Management für Standardgeräte.

 

Neben dem Vertrieb ist auch der Ausbau und die Professionalisierung Ihres Managementsystems in den letzten Jahren immer ein vorrangiges internes Projekt für NanoFocus gewesen.

Marcus Grigat: Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ausrichtung auf das Geschäft mit Großkunden. Unsere Partner erwarten nicht nur die leistungsfähigen Technologien, die sie von NanoFocus kennen, sondern auch, dass gewisse Managementsysteme etabliert sind. Im internationalen Raum ist der Nachweis bestimmter Standards obligatorisch. Die Zertifizierung nach ISO 9001, die wir in 2011 absolviert haben, war hier sicher der wichtigste Schritt. Auch in 2012 wurde die ISO 9001 wieder erfolgreich bestätigt. Doch das ist nur ein Teil eines »Gesamtpaketes«, ein Baustein für ein integriertes Management, das wir Schritt für Schritt bei uns umsetzen werden. Schließlich profitieren wir auch in unseren Abläufen und unserer Produktivität ganz erheblich davon.

 

Die NanoFocus AG wurde nun auch nach OHSAS 18001 zertifiziert. Gehört das zu diesem Gesamtpaket?

Marcus Grigat: Genau. OHSAS kommt aus dem angelsächsischen Raum und ist ein Zertifikat, das hauptsächlich den Bereich Arbeitssicherheit umfasst. Es ist wichtig, dass wir unseren Kunden signalisieren, dass wir nicht nur die Qualität der Produkte und Prozesse regelmäßig überwachen, sondern auch gleichzeitig die Arbeitssicherheit. OHSAS ist deshalb tatsächlich ein wichtiger Baustein, um das Managementsystem weiter auszubauen und um  in der Kundenwahrnehmung als professioneller Partner zu gelten. Das ist für uns unerlässlich. Es ist aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiges Thema. Wir sind ein Hightech-Unternehmen mit einigen sensiblen Bereichen in Sachen Arbeitssicherheit. Da ist es wichtig, entsprechende Schulungen und Sicherheitsmaßnahmen auf einem hohen Niveau zu halten. Das hat auch etwas mit Arbeitszufriedenheit zu tun.

 

Das passt auch zu dem ausgeprägten Engagement bei den Themen Work-Life-Balance und Mitarbeiterfairness.

Marcus Grigat: Das kann man durchaus so sehen, ja. Wir sind eine ausgezeichnete »Fair Company« und wir beteiligen uns an umfassenden Untersuchungen und Fördermaßnahmen wie GeMiNa zur Steigerung der Work-Life-Balance. Sicherheit und Mitarbeiterzufriedenheit gehören hier auf jeden Fall zusammen. Es gibt sicher noch andere Themen und Zertifikate, mit denen wir in Zukunft die internen Strukturen und Abläufe weiterentwickeln können. Ich denke, das ist das entscheidende Stichwort für NanoFocus: kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Den wollen wir vorantreiben und sichtbar machen.

 

Zum Abschluss noch ein Blick auf das Börsenparkett. Die NanoFocus AG hat in 2012 einen Designated Sponsor mandatiert. Was ist der Hintergrund dieser Maßnahme?

Joachim Sorg: Letztlich geht es dabei darum, die nachhaltige Attraktivität der Aktie, vor allem für institutionelle Investoren, langfristig zu erhöhen. Alleine die fortlaufende Handelbarkeit auf Xetra ist dafür ein Muss. Aus Kostengründen hatten wir nur eine so genannte „fortlaufende Auktion mit Sponsor“ (FAMS) – das ist aber nicht von der gleichen Qualität. Die NanoFocus AG ist ein etabliertes Unternehmen mit technologisch hochwertigen Produkten und einem renommierten Kundenstamm. Doch an der Börse gehören wir noch zu den kleineren Nebenwerten, das muss man berücksichtigen. Als so genannter Small- oder MicroCap in einem Hochtechnologieumfeld verfügen wir über eine vergleichsweise geringe Liquidität in der Aktie. Das führt bei relativ geringen Transaktionen schnell zu überproportionalen Kursschwankungen. Um dies auszugleichen und unserer Aktie sukzessive eine dem Geschäftsmodell angemessen solide Handelbarkeit zu geben, haben wir die Süddeutsche Aktienbank AG als Designated Sponsor mandatiert. Mit dieser Entscheidung haben wir das bisherige gute Geschäftsverhältnis basierend auf zwei Kapitalmaßnahmen intensiviert. Damit schaffen wir für institutionelle, aber natürlich auch für private Investoren weitere Anreize, in NanoFocus zu investieren.